Scooter sind dir zu Mainstream, E-Bikes zu langweilig und du bist ständig auf der Suche nach einem individuellen Fortbewegungsmittel, das den Adrenalinspiegel steigen lässt? – Gut, eventuell könnte dieses heftige Gerät genau das Richtige sein.
Wie lange dauert es bis man ein elektrisches Einrad beherrscht?
Einen halbwegs guten Gleichgewichtssinn vorausgesetzt, kann man nach ca. einer Stunde erste Runden auf einem elektrischen Einrad drehen. Das macht auch lange genug mit einfachen, weniger extremen Geräten viel Spaß und bietet dem Körper die Chance gänzlich unbekannte Bewegungsabfolgen zu erlernen.
Evolution der elektrischen Einräder
Mein erstes Einrad war ein Ninebot One E+ , ein sehr zuverlässiges, stylisches und so gar nicht gewöhnliches Fortbewegungsmittel. Damit war ein erstes Kennenlernen dieser alternativen Art der Fortbewegung spielerisch möglich. Auch meiner Frau bereite das Fahren mit dem E+ viel Freude, sodass wir unseren Fuhrpark kurz darauf um das neuere, noch hübschere und kompaktere Modell Ninebot S2 erweitert haben.
Ninebot E+ und S2 sind Top, warum also etwas Neues?
Eine Sache hat mich beim S2 als auch beim E+ immer gewurmt… jeder mit 250Watt gepimpte Pensionist konnte im Limiter seines E-Bikes mit leichtem Geschwindigkeitsüberschuss an mir vorbeiziehen. Konstantes Fahren im Limiter wird beim E+ mit gerade noch erträglichem Piepton quittiert, der S2 macht das Ganze dann auch noch ziemlich Lautstark. Der Fahrer wird bei 23-25km/h mit sanft anhebenden Pedalen gemahnt die Geschwindigkeit zu reduzieren, dies führte zum Wunsch nach etwas mehr Höchstgeschwindigkeit.
Die auch international sehr überschaubare Community der EUC-Rider tauscht sich in einem Forum gerne über diverse neue Produkte aus und bietet dank vieler technisch versierter User die Möglichkeit sich einen Überblick zu verschaffen.
So richtige Knaller waren allerdings nicht dabei, Gotway konnte schon immer schnelle, starke Wheels bauen, die Verarbeitungsqualität und zahlreiche Crash-Videos auf Youtube, hielten mich aber ab dieses Wagnis einzugehen.
Ninebot Segway stellte dann allerdings ein Produkt in Aussicht, was eine Revolultion in diesem Sektor versprach… Dicke 4,1″ Tubeless Reifen im Moto-Look, ein stylisches Gehäuse und einen äußerst wuchtiges Design ließen einen vermuten, dass Batman im nächsten Streifen auf ein EUC umsatteln könnte.
Der Ninebot Z6/Z8/Z10 mit gewohnt makelloser Verarbeitungsqualität konnte mich mit spektakulären Leistungsdaten begeistern und gleichzeitig machte mir die Vorstellung, ein Einrad mit bis zu 46km/h zu bewegen, ein wenig Angst.
Reserven sind immer gut und man muss die Grenzen ja nicht unbedingt ausloten, oder?
Erste Testfahrten, nach bestimmt mehr als 1000km auf elektrischen Einrädern stimmten mich positiv, auch damit schnell klarzukommen.
1 x Hirn neu kalibrieren, bitte…
Sobald das Teil also beim Händler des Vertrauens verfügbar war, wurde geordert. Wenn schon, denn schon, also musste es das Topmodell Z10 werden.
Gut verpackt, schön verarbeitet und mit allerhand Zubehör ausgestattet kam das Paket an. Vor der ersten Ausfahrt noch Schutzpads, Spritzschutz,Trolley-Handle und Griptape montiert konnte es dank vorgeladenem Akku auch gleich losgehen…
Das Fahrverhalten war nun aber gänzlich anders als bisher gewöhnt.
Mit montiertem Fender und Trolley-Handle wiegt der Z10 satte 26kg und erstaunlicherweise spürt man das gar nicht so sehr auf den ersten Metern. Der S2 als auch der etwas steifer abgestimmte E+ quittieren starkes Beschleunigen immer mit einem kurzen wegtauchen der Pedale, was beim Bremsen sogar für ein subjektiv hohes Sicherheitsgefühl beim Bremsen sorgt. Der Z10 hingegen ist “BRETTLHART”, die Pedale stehen waagrecht wie ein Bock und auch 100kg Fahrer bringen den Z10 hier nicht in Verlegenheit unkontrolliert wegzutauchen.
Ab ca. 20km/h kommt eine weitere Eigenheit zum Vorschein, welche der hohen rotierenden Masse geschuldet ist. Ein 1800W Motor, samt steifem, mopedähnlichen Reifen führt dazu, dass sich der Z10 regelrecht aufrichten möchte, sobald man eine schnelle Kurve einleiten möchte. Bei noch höheren Geschwindigkeiten muss die bisher gewohnte Fahrtechnik vollkommen über Bord geworfen werden, voller Körpereinsatz inkl. Hüfte zur Kurveninnenseite bringen, steht dann im Motostyle am Programm.
Dieses Fahrverhalten, am Anfang noch leicht irritierend, hat aber gerade bei hohen Geschwindigkeiten auch seine Vorteile. So bringt den Z10 nichts so schnell aus der Spur, kleinere Schlaglöcher, Steine oder auch Wurzeln werden einfach weggebügelt sofern der Reifendruck stimmt.
Bei herkömmlichen elektrischen Einrädern mit Schlauchreifen sind aufgrund der meist sehr weichen Karkasse Luftdrücke von 55-65psi von Nöten. Zum Einen ist das notwendig um den Reifen vor Durchschlägen zu schützen, aber auch um den Reifen nicht zu stark walken zu lassen, was ein schwammiges Fahrgefühl zur Folge hätte.
Beim Z10 fahre ich 20-32psi, darunter wird’s schwer enge Turns zu fahren, darüber kommt jede kleine Unebenheit durch.
Den Druck den es auf die Pedale braucht um auch steile Anstiege zu meistern habe ich anfangs unterschätzt, ein perfekter Kletterer ist der Z10 aber ohnehin nicht.
Seine Stärke liegt im Geschwindigkeitsbereich von 25-35km/h und entspanntem Carven.
Es ist gut ein Wheel zu bewegen, welches auch bei 35km/h noch ausreichend Reserven bietet und auch ich habe schon einige Male den Begrenzer bei 46km/h aktiviert.
Mein Z10 ist nun knapp über 2Jahre alt und weist quasi keinen Verschleiß auf, die Reifen sind nach 1000km quasi im Neuzustand und der Akku zeigt auch noch keinerlei Schwächen.
Neueste EUC’s von Kingsong und Inmotion zeigen wo der nächste Evolutionsschritt liegt – gefederte Einräder sollen das Fahrverhalten nochmals sicherer machen … nachdem ich bei diesen Modellen aber schon von anderen Schwächen lesen musste, wird ein solcher Test wohl noch auf sich warten lassen.
Gespannt warte ich darauf ob Ninebot Segway einen würdigen Nachfolger in den nächsten Jahren präsentieren wird, bis dahin bin ich erstmal bestens bedient mit dem Z10 😉
Übrigens … was der Z10 noch so kann … es stecken 2 Bluetooth Module in diesem Teil, eines zum Verbinden mit den Apps zur Überwachung der Fahrwerte, Einstellungen etc und ein Modul wird verwendet um damit den im Gehäuse liegenden Lautsprecher zur Musikwiedergabe nutzen zu können. Das finde ich ja weniger brauchbar, aber für Navigationsansagen z.B. finde ich das schon ganz praktisch.