Hallo Instagram, hallo aus Italien… ein 33 Stunden Abenteuer

Lignano Sabbiadoro, das Eldorado des Pöbels mit magnetischer Wirkung für breite Bevölkerungsschichten Österreichs. Grund genug, um mal eben 1000km am Wochenende runter zu spulen, um sich von den Strapazen in der darauf folgenden Arbeitswoche zu erholen? – eher nicht…

Hier die Fakten,- ich bin mittlerweile doppelt so alt, wie bei meinem ersten “Ligi”-Urlaub. Aktuell standen keine Lignano Polterrunden, noch anderweitige Exzesse am partyerprobten Hausmeisterstrand am Plan. Es musste schon ein verheißungsvolles Angebot die mittlerweile abgeflaute Anziehungskraft der Halbinsel erwecken. Exakt 958 Fahrkilometer und knappe 10h Fahrzeit, standen der Möglichkeit gegenüber, in gepflegter Atmosphäre die Halbinsel mit dem SUP zu umrunden.

Ursprünglich wäre am Wochenende 29/30.05 der Lignano Sup Marathon ausgeschrieben gewesen und wurde wie so viele Events Opfer, der bislang schwer umsetzbaren COVID Schutzmaßnahmen, gepaart mit erforderlichen Vorbereitungszeiten, sowie Unsicherheiten bzgl. Ein-Ausreiserestriktionen. Nur so am Rande sei erwähnt, dass aktuell weder die Ein- noch die Ausreise mit größeren Hürden verbunden ist.

Nachdem der besagte Lignano SUP Marathon eines der Herzensprojekt von Rudy van Haven war und viele Paddler zuvor mobilisiert wurden, sollte dieses Projekt nicht gänzlich verschoben werden, zudem der neue Termin etwas in Konflikt mit der anstehenden WM steht. Somit schrieb Rudy kurz nach Absage des Events eine Einladung zum gemeinsamen Umrunden der Halbinsel aus. Dabei blieb offen, ob die Teilnehmer eine Competition daraus machen wollen, oder einfach nur in Gemeinschaft eine schöne Halbinselumrundung drehen möchten.

Abreise Stadl-Paura, Samstag 13:30

In mittlerweile bekannter Manier und auf alle Eventualitäten vorbereitet, starte ich meine Reise Richtung Salzburg, um meinen Paddelbuddy Manuel aufzusammeln. Manuel toppte meine vermeintlich übervorsichtige Kurztripausrüstung mit einer Sammlung von 4Paddeln, Neoprenanzug und einem gefühlten Duzend an Trainingsshirts. Begleitet von angeregten Diskussionen über Gott und die Welt, war die Anreise schön kurzweilig und so sind wir schon um 18:30 im Hotel angekommen. Italy wie wir es kennen und lieben – Sommer, Sonne, Sonnenschein… oder auch 18Grad und Regen. Wenig verwöhnt durch die letzten paar Wochen, konnte das mittlerweile gewöhnt miserable Wetter die Stimmung kaum trüben. Das Hotel war ja echt voll in Ordnung, Pool, Sauna, Whirlpool, alles was das Herz begehrt, mir aber ehrlich gesagt ziemlich wurscht ist. Das 4-gängige Abendessen schien aber eher ein Auszug eines geplanten 10-Gänge Menüs zu sein. Ein mit Talent gesegneter Schreiberling, vermochte es unaussprechlich nobel klingende Speisen zu formulieren, deren Portionsgröße an der Wahrnehmungsgrenze meines Verdauungstrakts entlang schrammte. Kündigt man großes an, fällt die Note statistisch besser aus als jene, einer realistisch formulierten Erwartungshaltung. Ich gebe diesem Essen vor diesem Hintergrund also eine glatte five out of ten. So durften wir mit Regenschirm nochmal ausrücken, um unsere Mägen mit Pizza und Calamari Fritti zufrieden zu stellen.

A Kugerl Eis, sowie wahlweise Aperol oder Campari Soda zum Abschluss des Tages sollte es dann natürlich auch noch sein. Am Zimmer im 5. Stock angekommen, noch ein kurzer Blick Richtung Meer,- ordentlich Wind und heftige Wellen schürten kurz die Angst dem verheißungsvollen Wetterbericht nicht trauen zu können.

Anreisetag vs. Veranstaltungstag

Neuer Tag, neues Glück…

Yesss, schon in den ersten Morgenstunden blauer Himmel, Sonnenschein , sowie ein laues Lüftchen. Voller Vorfreude auf mein erstes Paddelerlebnis mit Hardboard am Meer verflogen auch letzte Bedenken hinsichtlich der zu erwartenden 23km Strecke. Jetzt noch ein vernünftiges Frühstück, ab zum Parkplatz, Boards abladen und schon kann’s losgehen.

Gepaart mit Manuels Paddelarsenal hatten wir 6 Paddel zur Auswahl und doch entschied ich mich angesichts der guten Wetterbedingungen mein Braca Marlin zu paddeln. Wäre es wirklich ein Rennen gewesen würd ich mittlerweile allerdings wirklich eine Nummer kleiner wählen und z.B. das Jantex Ypsilon nehmen. Unsere deutschen Freunde warteten bereits am Strand bei Gimmis Surfschule und schienen ausgestattet mit Camelbak voll motiviert zu sein, die Sache richtig ernst anzugehen. Ein Blick auf Arnd Dünzingers aktuelles und für die Bedingungen geradezu maßgeschneidertes Starboard Allstar 14×24,5 rief mir nochmals ins Gedächtnis, dass die Wahl des passendes Boards schon für eine Menge Zuversicht sorgen kann. Da ich aber mittlerweile meine ersten 500km mit meinem LightCorp Signature hinter mir habe und Manuel mit dem Fanatic Strike in dieses Abenteuer startete, sollte mich das nicht beunruhigen. Weitere Boards an der “Startlinie” waren das Mistral Equinox, die Fanatic Strikes von Dagmar und Christian Taucher, Rudys SIC Bullet Airglide, ein weiteres LightCorp Signature, als auch das Sunova Flatwater Faast Pro von Alex Gäbler.

Photo credits: Rudy van Haven

Riders ready? – Naaa, ganz gemütlich 😉

Mit leichter Aufregung, etwas Seitenwelle und leichtem Gegenwind starteten Arnd, Michele, Alex, Rudy und Attila voll motiviert Richtung Lagune und nahmen mir auf den ersten Kilometer gleich mal 200m ab. Kurzer Reminder… es handelte sich um kein Rennen! Die Jungs sind aber deutlich erfahrenere Paddler und man merkt einfach dass sich Routine und Klasse auch bei gemütlichen Ausfahrten deutlich bemerkbar macht. Chris paddlete tiefenentspannt mit seinem Fanatic Strike 2021 in der Breite 22,5 an mir vorbei und bot mir an ihn zu draften. Ich entschied mich aber dafür erstmal mein eigenes Reisetempo zu finden und gewöhnte mich relativ rasch an die abwechslungsreichen und ungewohnten Bedingungen.

Rudy wieß mich noch darauf hin bei der Einfahrt in die Lagune durch wechselnde Strömungen und einigen Bootswellen genau auf die Wasserbewegungen zu achten. Gesagt, getan und so fühlte ich mich angekommen in der Lagune an den Neusiedlersee erinnert. Einmal die Fahrrinne verlassen, konnte ich den Sand im Flussbeet Zug für Zug im Paddelblatt spüren. Nach weiteren 2km paddelte ich gemütlich mit Dagmar, Manuel und Rudy entlang des Kanals. Den Blick in die Landschaft schweifend, setzen wir die Tour, mit Gegenströmung und gelegentlichen Bootswellen, Richtung Schleuse fort. Die motivierten Routiniers kamen und schließlich kurz vor der Schleuse auch wieder entgegen und standen bereit für die ein oder andere Drohnenaufnahme von Chris Taucher. Chris war gefühlt mit jedem gleichzeitig unterwegs und schien sich wie im Zeitraffer an beliebige Positionen beamen zu können.

Photo Credits: Chris Diver

Die angenehme Lufttemperatur von 23 Grad, begleitet von strahlendem Sonnenschein, forderten trotz niedriger Herzfrequenz einen stetigen Ausgleich des Flüssigkeitshaushalts. In der sich weitenden Meermündung konnten wir mit kurzen Sprinteinlagen versuchen die ein oder andere Bootswelle mitzunehmen, um im Anschluss den Anblick des immer türkiser werdenden Wassers zu genießen.

Der Wind zog etwas an, die Wellen wurden auch wieder spürbar, als wir an der Marina vorbei, Richtung offenem Meer die letzten 6km unserer Tour antraten. Beim Verlassen der Bucht eine größere Bootswelle übersehen, nahm ich eine kurze Abkühlung im beckentiefen Wasser. Langgezogene Wellen, der Wind auf 120Grad, untermalt von allerlei Wellen aus sämtlichen Richtungen, forderten meine volle Konzentration. Erstaunlich welche Stabilitätsreserven mein Signature in diesen Bedingungen zeigte. Die Beine sind dabei ständig am Arbeiten und ja… das macht müde mit zunehmend zurückgelegter Distanz.

Manuel paddelte cirka 50m vor mir und ist dank der vom Attersee weitgehend bekannten Bedingungen ganz gut zurechtgekommen. Sein ca. 10kg schwerer Drybag in Übergröße, gepackt mit Schuhen, Neoprenanzug, 3 Wetter Taft und weiteren Sinnlosigkeiten, sorgte zwar für einen tiefen Schwerpunkt, forderte aber auch Manuels skulpturartigen Adoniskörper im Miniaturformat.

Die Paddelfrequenz auf rund 42 Schläge pro Minuten eingepegelt, visierte ich den Ausgangspunkt an und paddelte mit 8,3-8,5km/h Reisetempo und moderatem Puls dem Ziel entgegen. Man kennt das ja von Seen, aber Distanzen am Wasser realistisch einzuschätzen, gehört definitiv nicht zu meinen Stärken.

Als kleine farbige Punkte in geschätzt einem Kilometer Entfernung konnte ich noch die Routiniers Arnd, Michele, Attila und Alex erkennen. Man merkt schon eindeutig, dass die Kollegen einfach in einer anderen Liga paddeln und solche Trips öfter mal geplant werden sollten.

Meine Beine, mittlerweile weich, wie zu lang gekochte Spaghetti, signalisierten rund 500m vorm Ziel, dass die Grenzen nun auch bald erreicht waren.

Am Strand angekommen, ein kurzer Sprung ins Wasser, empfing uns schon Lizzy mit einem Schluck Radler und ich konnte entspannt den anderen Kollegen bei Ihren letzten Metern zusehen.

Freude und Glückseligkeit

A Eiserl und a Radler, von Glückshormonen durchzogen lauschten wir noch Rudys Ansprache und erfreuten uns noch einer netten Teilnehmermedaille in Form einer gebastelten Kette mit schwarzen Gänsefedern geschmückt. Dankbar und mit wertvollen Erfahrungen geprägt, chillten wir noch eine Weile am Strand.

Handmade by Rudy

Hallo Instagram, hallo aus “Ligi”…

Manuels ausständiges Modelshooting am Wasser noch in gewohnt professioneller Art und Weise abgehandelt, verabschiedeten wir uns von unseren Kompagnons und versorgen unsere Boards.

Beim gemeinsamen Mittagessen mit unseren österreichischen Freundinnen und Freunden, wartete Manuel noch mit beeindruckenden Demonstrationen seiner Italienisch-Kenntnisse auf und wirkte dabei fast wie der junge Don Vito Corleone. Einige Tech-Talks später, hieß es Abschied nehmen…

Paddelbuddys… und zwischen unseren Fäusten die Zukunft der motivierten Sup-Paddler mit schweren Knochen

Heimkunft Stadl-Paura, Sonntag 22:30

Einen unterhaltsamen Paddelbuddy als Beifahrer vorausgesetzt, war auch die Heimreise äußerst unangestrengt. Wir waren uns auch einig, dass es nicht immer ein Rennen sein muss, um unvergessliche Sporterlebnisse in Gesellschaft anderer Leidenschaftsgenossen zu erleben.

Vielen Dank an Rudy, Lizzy, Gimmi und euch andere passionierte Paddler und Paddlerin Dagmar die diese Erfahrung möglich gemacht haben. An dieser Stelle nicht unerwähnt möchte ich mich auch bei meiner Frau bedanken, die mir die Fußkette dieses Wochenende mal besonders locker sitzen ließ und sich um unsere wunderbare Tochter kümmerte.

Zum Abschluss noch ein super Videozusammenschnitt von Christian Taucher:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/nSTnx74g-lE